Vor einigen Tagen nahm ich an einer Online-Veranstaltung des VHDs (Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands) teil. Thema war die Vereinigung der deutschen Geschichtswissenschaft in den 90er Jahren. Im Wesentlichen ging es um die Betrachtung der Ost-Historiker und der Verfahrensweise mit diesen. Neben unserer Verbandspräsidentin und einem weiteren Mitglied nahmen vier Historiker an der Diskussion teil. Nur ein Kollege (von sechs) hatte eine Vergangenheit in der DDR. Dennoch ging ich aufgeschlossen in die Veranstaltung, obwohl ich mir der voraussichtlichen Tendenziösität bewusst war.
Was soll ich sagen: Es kam wie es kommen musste!
Grundsätzlich waren die meisten DDR-Historiker indoktriniert (ja, es wurde nicht jeder zum Studium zugelassen und konnte Karriere machen - doch es gab auch immer Nischen für jene, die nicht blind der SED folgten), jene die doch "vernünftig" dachten wurden ruhig gestellt und spätestens ab 1990 hätte man sich klar gegen die marxistische Geschichtsschreibung wenden müssen (diese gibt es übrigens noch heute).
Am wenigsten von Vorurteilen belastet, ja tatsächlich objektiv, blieb nur der Kollege aus den Niederlanden. Leider habe ich mir den Namen nicht notiert.
Krönung des Ganzen war dann ein Statement von Frau Prof. Dr. Schlotheuber. Meine geschätzte Vorsitzende versteifte sich auf die Position, dass auch Philosophen und Literaturwissenschaftler in der DDR (zumindest passiven) Widerstand geleistet hätten, jedoch keine(!) Historiker.
Auch wenn die Grundidee hinter der These durchaus nachvollziehbar ist, so lässt die Behauptung doch einiges an Weitblick fehlen.
Das waren sicher nicht die besten zwei Stunden meines Lebens und es bleibt die Erkenntnis, dass auch Historiker nicht in der Vergangenheit stehen bleiben dürfen!
Bis zum nächsten Mal
Euer Björn Hennecke
Comentarios